Menschen von People4People


Unser Team

Anna Demisch
Andrea Faber
Houriaj Limam

 


Anna Demisch

Ich habe mich schon immer gegen Unterdrückung, Leid und Krieg stark gemacht – wegschauen und hinnehmen, das kann ich nicht. Der Krieg in Syrien ist eine kolossale Tragödie. Laut Einschätzung der Vereinten Nationen die schlimmste Flüchtlingskrise seit dem Völkermord in Ruanda vor 20 Jahren. Wir schreiben hier einen Teil unserer Geschichte. Aus Ruanda wollte man lernen ... war das eine Lüge ...oder ist es Versagen? Wie viel Versagen ist zulässig wenn es um Mord geht? Diese Frage hat mich nicht mehr losgelassen.

Anfang 2016 habe ich mich verschiedenen Hilfsorganisationen angeschlossen und einen Spendenaufruf gemacht, bei dem so viel Geld zusammengekommen ist, dass ich dem Verein „Kinder auf der Flucht e.V.“ dringend benötigte Babyartikel zukommen lassen konnte, die dann auf der Balkanroute verteilt wurden. Als sich die Lage für die Flüchtlinge in Idomeni im Frühjahr 2016 dramatisch zugespitzt hat, stand für mich der Entschluss, ich muss da hin, ich will nicht einfach nur zugucken, ich will helfen. Ich hatte das große Glück und konnte mich den wunderbaren Menschen von „RW-Caro“ anschließen, gemeinsam haben wir einen XXL-Sprinter mit knapp 1,5 Tonnen medizinischen Geräten und Medikamenten nach Griechenland gefahren, die wir an Ärzteteams Vorort verteilt konnten. Ich habe in dieser Zeit so viele großartige Helfer kennengelernt, die ich immer und überall versucht haben zu unterstützen, die – auch wenn sie mal wieder gegen eine Wand gerannt sind – wieder Anlauf genommen haben, immer mit dem Wissen: „Wir sind viele!“, „Wir können alles schaffen!“, „Gemeinsam sind wir stark!“

Über den Verein SOS Konvoi Hessen Train of Hope hat mich Anfang Februar 2016 der Fall des krebskranken Kindes Abed aus Damaskus erreicht, eine große Herausforderung, vor allem die schnelle Beschaffung eines humanitären Visa. Es hat 5 Monate gedauert, in denen ich im ständigen Kontakt mit der verzweifelten Familie – die zu dem Zeitpunkt noch in Syrien war – stand. Im Juni 2016 hatte ich dann endlich den Aufnahmebescheid für Abed im Posteingang meiner Mails! Zuerst haben die Behörden den todkranken Jungen nur ohne seine Familie einreisen lassen, ich habe die Vormundschaft für Abed unternommen, aber dank der richtigen Fäden, die ich immer wieder in die Hand bekommen habe, sind sie inzwischen alle wieder vereint!

Das Netzwerk, dass sich aus dieser Zeit gebildet hat und die Menschen, die damit verbunden sind, sind seit diesem Zeitpunkt maßgeblich und entscheidend beteiligt an der Flüchtlingsarbeit die ich/wir machen und aus diesen wunderbaren Kontakten ist die Idee entstanden den Verein „people4people“ zu gründen. Netzwerke sind das A und O um in akuten Situationen schnell auf Hilfe zurückgreifen zu können. Deswegen bin ich auch froh ein Teil von Löwen in Herzen zu seien. 

http://www.loewenimherz.de


 


Houriaj Limam

Schon seit ich klein war, hatte ich die Vorstellung, dass ich irgendwann in einem SOS-Kinderdorf leben würde, um mich um die armen Kinder zu kümmern. Ich wollte in meinem  kleinen Kopf die große Armut bekämpfen. Und das will ich noch heute: Bettelnden Obdachlosen kaufe ich gerne ein belegtes Brötchen und einen Kaffee, und ich nehme mir auch die Zeit mich mit diesen Menschen über ihre Schicksale zu unterhalten. Mein Engagement in der Flüchtlingshilfe hat am 6. September 2015 am Frankfurter Hauptbahnhof begonnen: Wir grasten jeden Zug aus München ab – von Betriebsbeginn bis Betriebsende – und versorgten die Flüchtlinge mit Nahrung und Kleidung. Da viele in unserer damaligen Helfergruppe Fremdsprachen sprechen - arabisch, englisch, farsi, dari – konnten wir die verzweifelten Menschen beruhigen und Ihnen helfen die richtigen Züge zu finden, damit sie an die gewünschten Ziele kommen konnten. Die dankbaren aber auch erschöpften Blicke habe ich seither nicht mehr vergessen und deshalb habe ich irgendwann den Entschluss gefasst nach Ungarn zu reisen, wo die Menschen in größter Not gestrandet sind. Ich gründete den SOS Konvoi Frankfurt /Train of Hope und fuhr meinen ersten Konvoi dorthin: Mit Kleidung, Geld und Manpower! Weil der Transport so erfolgreich war und es so unglaublich viele tolle Menschen gibt und gab, die mich unterstützen, folgten viele weitere Einsätze in Österreich, Slowenien, Kroatien, und Idomeni. In Lesbos habe ich dann geholfen die Familien aus den Booten zu ziehen und sie – mit einer Reihe anderer Hilfsgruppen wie Ärzte ohne Grenzen, a drop in the ocean, Ecri, u.s.w. … – zu versorgen. Ich bin definitiv jemand der anpackt wenn Hilfe gebraucht wird, was vielleicht auch daran liegt, dass ich als einziges Mädchen unter drei Brüdern schnell lernen musste mich durchzukämpfen und zu behaupten, um nicht als klassisches arabisches Mädchen hinter dem Herd zu enden.


Andrea Faber

Ich bin damit groß geworden mich politisch zu engagieren, Ostermarsch – und 1. Mai Demonstration habe ich schon im Kinderwagen besucht. Für soziale Gerechtigkeit, gegen Krieg und vor allem gegen rechts bin ich schon immer aufgestanden. Als im September 2015 das Erstaufnahmecamp in Offenbach am Kaiserlei eröffnet wurde, war schnell klar das ich da rein muss, dass ich da helfen will, dass dort viele Leute wie ich gebraucht werden, um den Menschen – nach ihrem harten und leidvollen Weg – die Hand zu reichen. Wir haben direkt gesehen, wo es am meisten fehlte und angefangen ehrenamtlich eine Kleiderkammer zu organisieren: In den Spitzenzeiten hat unser Team aus eigener Kraft bis zu 1000 Frauen, Kinder und Männer ausgestattet. Durch diese intensive Arbeit – oft 5 Tage die Woche von morgens bis abends – sind sehr persönliche und enge Kontakte zu den Bewohnern entstanden, vor allem zu den Kindern die dringend Beschäftigung brauchten.

Die nächste Herzensaufgabe war geboren: Ich habe mein komplettes Umfeld abgeklappert und alles an Rollern, Fahrrädern, Dreirädern, Rollerskates und Kinderwagen abgestaubt, um die Dinge dann direkt im Camp zu übergeben. Mein drittes Herzensprojekt: Sprachkurse! Es gibt einfach – immer noch – viel zu wenig Sprachkurse! Nach langer, intensiver Recherche habe wir – über das Bildungswerk Kolping – einen Kurs bei uns in Offenbach anbieten können, und das auch noch mit einem super Dozenten. Ich habe in dieser Zeit – bis heute – so unfassbar tolle Menschen kennengelernt: Wir kochen zusammen, bieten Tanznachmittage für Frauen an und gehen gemeinsam zu Terminen. Eine besondere Freude war es mir am Heiligen Abend ganz spontan eine Mama mit ihrer neugeborenen Tochter aus dem Krankenhaus zurück ins Camp zu bringen, wo der große achtjährige Bruder die beiden schon sehnsüchtig erwartet hat (der Papa war nicht in Deutschland)! 

Abschließen möchte ich mit meiner Reise nach Athen. Von dort habe ich einen Hilferuf von einem jungen, alleinerziehenden Vater erhalten, der dort mit seiner knapp vierjährigen Tochter mit Down Syndrom festsaß. Er wollte mit ihr nach Deutschland, um der kleinen Maus eine würdige Zukunft zu bieten, mit den Möglichkeiten die es hier für Kinder mit Trisomie 21 gibt. Leider sind sie nur bis Athen gekommen, wo die „Versorgung“ eine Katastrophe ist. Durch Spenden konnten wir den beiden Rückflugtickets in den Libanon finanzieren, die ich ihnen übergeben habe. Ich habe die zwei zu ihrem Flieger zurück zu ihrer Familie gebracht, wo sie unversehrt angekommen sind. Aber diesen Fall hat mein Herz noch nicht abgeschlossen, ich gebe nicht so schnell auf! Ich möchte die beiden nach Deutschland holen, um zu erleben wie mein kleiner Schatz laufen und sprechen lernt und eine fröhliche –  ihr gerechte – Zukunft haben kann.